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Donnerstag, 25. Februar 2010

Druck im Magen und Hoffnung im Hirn

Fernsehen kann die Gesundheit gefährden. Besonders dann, wenn in den Abendnachrichten gezeigt, wird, wie eine Familie aus dem Kosovo - nein, diesmal nicht Zogaj - abgeschoben werden soll, weil ihr Asylantrag endgültig abgelehnt worden ist.
Im konkreten Fall handelt es sich um ein Elternpaar mit einem kleinen Mädchen, das schon jahrelang in Vorarlberg auf einen dauernden und legalen Aufenthalt hoffte. Gegen den Vater wurde in Deutschland wegen eines illegalen Grenzübertrittes ein Aufenthaltsverbot verhängt. Er hatte verbotenerweise seine dort lebende Mutter besucht. Also: Ab in den Kosovo!
Alles getreu den geltenden Gesetzen, aber nichtsdestoweniger menschenverachtend!
Nicht immer ist bei solchen Abschiebungen eine Fernsehkamera dabei. Meist geschehen derartige menschliche Tragödien unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Diesmal hatten sich engagierte Ortsbewohner am behördlichen Tatort eingefunden, an der Spitze der Bürgermeister, der mit fahlem Gesicht ein betroffenes Statement ins Mikrofon stammelte. Er hatte allen Grund, fassungslos zu sein: Der Zugriff der Exekutive erfolgte um vier Uhr nachts!
Letztlich wurde es offenbar auch den Beamten, die sich anfangs noch auf ihren gesetzlichen Auftrag beriefen, zu viel. Die Abschiebung abgebrochen werden. Für diesmal!
Während des erschütternden Fernsehberichtes krampfte sich mir mehr und mehr der Magen zusammen und eine Mischung aus Wut und Scham stieg in mir auf. Hat Österreich so etwas wirklich nötig?
Doch alles Negative trägt irgendwo auch immer etwas Positives in sich. Man muss nur danach suchen.
So keimt in mir ein Funken Hoffnung, es könnten viele Menschen beim Anblick der erschütternden Szene ähnlich empfunden haben wie ich. Darunter vielleicht auch eine erkleckliche Anzahl von "Ausländer"-Feinden! Und vielleicht ist der eine oder andere gerade durch den nächtlichen Abschiebeversuch, durch den Anblick des völlig verschüchterten kosovarischen Mädchens und seiner verzweifelten Eltern drauf gekommen, dass es auch noch eine Wirklichkeit gibt, jenseits von dem, was Strache sagt und die Kronenzeitung schreibt.



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