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Mittwoch, 20. Januar 2010

Ist der Klimawandel kein Thema mehr?

Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche sind wohl die einzigen Naturkatastrophen, die man nicht dem Klimawandel anlasten kann. Sie sind ganz sicher nicht von Menschen verschuldet. Aber sie sind auf bestimmte Regionen begrenzt und der Mensch kann - oder, besser gesagt, könnte - mit rechtzeitigem vorausblickenden Handeln wenigstens die tragischen Folgen solcher Ereignisse mindern.
Das unvorstellbare Elend der vom Monster-Erdbeben in Haiti betroffenen Bevölkerung beherrscht seit einer Woche die Medien. Das ist angesichts des unvorstellbaren Ausmaßes dieser humanitären Katastrophe verständlich und richtig. Schließlich mobilisiert die internationale Medienpräsenz weltweit Hilfsbereitschaft.
Daneben haben aber in den heimischen Zeitungen sowie in Fernsehen und Rundfunk die jüngsten Streiche von ein paar Rechtspopulisten jenseits der Pack noch immer mehr als genügend Platz gefunden. Dazu noch der Kriminalfall Hypo Alpe Adria, wo ebenfalls die Haider-Partie im dringenden Verdacht steht, die Finger - bis zum Ellbogen - im Spiel gehabt zu haben.
Natürlich gilt für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung, nicht aber für fast die Hälfte der Kärntner Wähler. Sie sind eindeutig schuld daran, dass solche Leute an die Macht gekommen sind.
Bei derart dominierender Medienpräsenz hat das Thema Klimawandel keinen Platz mehr im begrenzten Aufmerksamkeitsbudget der Öffentlichkeit. Dass wir als gesamte Menschheit hier unaufhaltsam und unumkehrbar auf vorhersehbare Katastrophen in gar nicht mehr so ferner Zukunft zusteuern, wenn nicht bald energisch gegengesteuert wird, ist offenbar kein Thema mehr. Millionen Tote, die in Afrika verhungert und verdurstet sein werden, in Lateinamerika unter Schlammlawinen umgekommen oder in Bagladesh ertrunken sein werden, kann man halt jetzt schwerlich fürs Fernsehen abfilmen.

Dienstag, 12. Januar 2010

Die Menschenrechte lassen grüßen!

Jetzt weiß ich, was die Häftlinge in der Strafanstalt Karlau haben: Sie haben "Anwesenheitspflicht".
Mit eben diesem Wort umschrieb Österreichs Innenministerin, Maria Fekter, ihr Vorhaben, neu ankommende Asylwerber künftig erst einmal einen Monat lang einzusperren. Die Menschenrechte lassen grüßen!
Feinfühligkeit ist nicht die Sache der schmallippigen Politikerin mit den kalten blauen Augen, die so ganz und gar das Gegenteil von Arigonas warmen braunen Rehaugen sind. Vielleicht hat sogar diese hart und unbarmherzig wirkende Physiognomie mit zur Entscheidung beigetragen, die "eiserne Lady" auf jenen Posten zu setzen, auf dem sie jetzt sitzt. Als kompromisslos zur Ausländerabwehr entschlossene Innenministerin sollte sie wohl die ÖVP an ihrer rechten Flanke gegen die Konkurrenz von Strache und Konsorten schützen. Inzwischen dürfte die Volkspartei gerade wegen Maria Fekter am gegenüber liegenden Rand des Parteispektrums bereits mehr christlich-soziale Sympathisanten verlieren als sie ganz rechts gewinnt.
Dass Fekter auch bei der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich ist, hat sie vor dem Eberau-Flop hinlänglich bewiesen. Wer die Leute hintergeht, sollte sich halt nicht so patschert erwischen lassen. Im burgenländischen Vorwahlkampf hat Fekter damit ihren Parteifreunden nachhaltig geschadet und die Koalition in Wien an den Rand einer Regierungskrise gebracht. Maria Fekter ist damit auch bereits zu einem Problem für die Bundes-ÖVP geworden.
Gänzlich anders geht es in der linken Reichshälfte zu. Hier scheint an der Spitze die Devise "Wer nichts macht, macht auch keine Fehler!" zu gelten. Seine Sicht der Dinge legte Bundeskanzler Werner Faymann im TV-Interview dar: "Mir wäre es am liebsten, wenn wir überhaupt kein drittes Erstaufnahmelager brauchen würden!" Mit Verlaub: Als Staatsbürger will ich nicht hören, was ein Regierungschef sich wünschen täte. Ich will, dass er die anstehenden Probleme anpackt!

Sonntag, 3. Januar 2010

Das Jahr Null hat's nie gegeben!

Alle sind sie der Magie der runden Zahl auf den Leim gegangen. Auch Frido Hütter in der Kleinen Zeitung, für mich einer der wortgewaltigsten Sprachkünstler innerhalb der österreichischen Journalistenszene! Auch er hat von einem Ende des ersten Jahrzehnts gefaselt und damit im Diskant der Wölfe mitgeheult. Dabei hat er, einer der neben dem Schreiben auch noch das Denken beherrscht, es sicher besser gewusst.
Auf das Ende des ersten Jahrzehnts im dritten Jahrtausend müssen wir noch fast ein ganzes Jahr lang warten!
Aber wir haben ja auch die Jahrtausendwende um ein ganzes Jahr zu früh gefeiert. Denn das letzte Jahrhundert endete ja auch nicht mit dem Jahr 1999. Erst im Jahr 2000 war der Hunderter komplett.
Die erst Jahrhunderte später ersonnene Zeitrechnung der damaligen christlichen Welt verortete den Nullpunkt mit der Geburt Jesu Christi. Das Jahr eins nach Christi Geburt war das erste Jahr in der modernen Zeitrechnung. Das Jahr davor wurde in diesem Konstrukt als Jahr Eins vor Christi Geburt bezeichnet. Ein Jahr Null hat es nie gegeben! Das erste Jahrzehnt begann daher mit dem Jahr Eins und endete mit dem Jahr 100. Und 1900 Jahre später war es, wie eine simple Addition beweist, nicht anders: 2000 war das letzte Jahr im zweiten Jahrtausend, das dritte begann in der Nacht zum 1. Jänner 2001! Das erste Jahrzehnt im dritten Jahrtausend wird daher um Mitternacht des 31. Dezember heurigen Jahres vollendet sein und keine Sekunde früher!
Trotzdem wünsche ich meinen Lesern ein glückliches Neues Jahr oder, besser gesagt, die Fähigkeit und die Zähigkeit, aus dem neuen Jahr ein gutes Jahr zu machen.

Letzte Kolumne in der Bildpost-Woche, 30.12.2009

Kurz und bündig, die Letzte – hier!


Hans Mucha

Herrn Hans Milocco wird’s freuen. Jetzt kann er sein Bitte-keine-Bildpost-Pickerln wieder vom Briefkasten herunterkletzeln.
Ich gehe mit Jahresende, also morgen, in Pension. Damit endet auch meine Tätigkeit als Kolumnist in der WOCHE, vormals Bildpost.
Seit der Gründung der Lokalzeitung im Sommer 1975 brachte ich in jeder Ausgabe hier auf Seite zwei meine Gedanken zu politischen Ereignissen, Umweltthemen oder einfach alltäglichen Beobachtungen zu Papier. Wird wohl in all den Jahren auch eine Menge Blödsinn dabei gewesen sein!
Was anfangs als „mein Eckerl Narrenfreiheit“ gedacht war, wo ich, frei nach dem Motto „Die paar, die’s lesen, sollen sich halt anstrengen!“, bewusst auf die wichtigste Journalismus-Regel pfiff und statt kurzer, einfacher Sätze schier endlose Schachtelsätze – wie diesen hier – produzierte, fand doch mehr Stammleser als ich je zu hoffen wagte. Ihnen sage ich zum Abschied „Danke!“
Journalist ist man fürs Leben. Sowas endet nicht einfach! Das Denken hört ja auch nicht mit dem Pensionsantritt auf.
Die Schreibfinger jucken mich besonders jetzt, wo man mehr als je zuvor versucht ist, auf das bekannte Lied „Karnt’n is lei ans!“ ein „Gott sei Dank!“ zu seufzen. Drum bin ich ab sofort unter „kurzundbuendig.at.tf“ im Internet weiterhin zu lesen.

Kolumne in der Bildpost-Woche, Dezember 2009

Wahlbeteiligung ist viel zu hoch!


Hans Mucha

Der letzte Monat eines ereignisreichen Jahres ist angebrochen. Mit Hoffen und Bangen schaut die Welt dem Jahr Zwanzigzehn entgegen. Hierzulande ist 2010 ein Superwahljahr. Neben der Wahl des Bundespräsidenten stehen die steirische Landtagswahl und Gemeinderatswahlen ins Haus.
Für mich persönlich wird 2010 das erste Jahr im letzten Lebensabschnitt. Ich gehe mit Jahresende 2009 in Pension. Meine Kolumne, die seit der Gründung 1975 in sämtlichen Ausgaben der Bildpost und ihrer Nachfolgezeitung hier auf Seite zwei fixer Bestandteil des Blattes war, wird ab Jänner nicht mehr erscheinen. Deshalb erlaube ich mir, meinen Lesern schon jetzt meine Gedanken zum Wahljahr 2010 näherzubringen:
Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie interessieren sich nur noch 20 % der Österreicher für Politik. Andererseits liegt die Wahlbeteiligung immer noch bei durchschnittlich rund 75 %.
Daraus folgt logischerweise, dass die allermeisten Wähler in diesem Land eigentlich nicht wissen, was sie tun! Es ist schon schwer genug für politisch Interessierte, in der Wahlzelle die richtige Entscheidung zu treffen. Wem’s wurscht ist, der wählt den fescheren Kandidaten oder den griffigeren Slogan. Hören wir also auf, die sinkende Wahlbeteiligung zu bejammern. Sie ist ein Segen für das Land!