Follower

Samstag, 13. November 2010

Verantwortung privatisieren?

Eines der reichsten Länder der Erde kürzt die Entwicklungshilfe um ein sattes Drittel. Damit nimmt es achselzuckend in Kauf, dass deshalb in den ärmsten Ländern dieses Planeten tausende Kinder sterben werden. Selber schuld, wären sie halt woanders auf die Welt gekommen!
Der Außenminister dieses reichen Landes, dessen Staatsbürger zu sein ich mich in letzter Zeit immer öfter schämen musste, Michael Spindelegger, nannte auch den Grund für Österreichs künftig noch verstärkte Knausrigkeit bei der Entwicklungszusammenarbeit: Wir müssen sparen. Überall im Budget gäbe es eben Kürzungen.
Nun ist mir freilich kein einziges Ressort bekannt, wo die Kürzungen auch nur annähernd so drastisch ausgefallen wären, wie gerade bei der Entwicklungshilfe. Die Gefahr, dass nackte afrikanische Kinder mit vor Hunger geschwollenen Bäuchen auf dem Ballhausplatz demonstrieren, hält sich ja auch wirklich in Grenzen. Und bei der UNO, wo Österreich schon bisher mit seinen Taten den Versprechungen gewaltig hinterherhinkte, ist man Kummer gewöhnt. Die tatsächlich überwiesenen Hilfsgelder der Geber-Länder sind üblicherweise nur ein Bruchteil jener Summen, die die Staatsmänner angesichts irgendwelcher gerade aktueller Katastrophen vollmundig in die Fernsehkameras hinein versprechen.
Von bisher einzigartiger Kreativität und beispiellosem Zynismus ist allerdings Spindeleggers Vorschlag, wie Österreich die paktierten UNO-Ziele bei der Entwicklungszusammenarbeit doch noch schaffen könnte: Die reichen Stiftungen sollten als private Spender die fehlenden Millionen aufbringen.
Wenn diese Aussage schwarzer Humor sein hat sollen, dann ist Spindelegger ein famoser Witzeerzähler. Er verzog bei seinem Stiftungen-Sager keine Miene und hat wirklich kein bisschen gelacht.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen