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Montag, 3. Januar 2011

Rotterdam hat ausgedient!

Jetzt haben wir die Lügner ertappt: Die österreichischen Treibstoffpreise werden, entgegen jahrzehntelangen Beteuerungen, doch nicht in Rotterdam gemacht! Den Beweis lieferten die Mineralölkonzerne selber - mit ihrer Preisgestaltung rund um den Jahreswechsel.
Seit 1. Jänner 2011 gilt für Benzin und Diesel der erhöhte Mineralölsteuersatz. Dennoch war der Sprudel am 2. Jänner bei den selben Tankstellen um drei bis vier Cent billiger als am letzten Tag vor der Steuererhöhung. Am 30. und am 31. Dezember stürmten die Autofahrer österreichweit die Tankstellen. Jeder wollte noch schnell zum alten Preis den Tank seines Autos mit "billigem" Benzin randvoll laufen lassen.
Ich selber übte dabei Enthaltsamkeit, weil ich schon einen konkreten Verdacht hatte. Schon in den Tagen und Wochen davor waren Treibstoffe fast täglich teurer geworden. Zuletzt war in meiner Wohnumgebung Super 95 um einen Euro und 33 Cent pro Liter zu haben gewesen.
In alter Währung sind das 18,3 Schilling. Wenn ich mich richtig erinnere, hatten die Grünen einen ähnlich hohen Benzinpreis vor rund 15 Jahren - natürlich kurz vor einer Wahl - aus ökologischen Gründen gefordert. Der Schuss ins eigene Knie hat damals funktioniert, die Überlegung dahinter freilich nicht: Jetzt haben wir diesen hohen Benzinpreis, aber deutlich mehr Autoverkehr als damals.
Aber zurück zum eigentlichen Thema: Die Treibstoffbranche hat in trauter Einigkeit Österreichs Autofahrer ordentlich hineingelegt. Deren Hamsterverhalten war ja vorhersehbar. Angesichts der angekündigten noch höheren Preise würden die Leute hohe Preise akzeptieren. Und es ist ja allemal besser für die Bilanzen, mehr überteuertes Benzin zu verkaufen als weniger. Also trieb man die Treibstoffpreise schamlos noch weiter in die Höhe.
Darin hatte man ja Übung. Als Ausrede für die ständig steigenden Mineralölpreise musste - zuletzt neben der Euro-Dollar-Parität - seit Jahrzehnten Rotterdam herhalten. In dieser niederländischen Stadt mit riesigem Ölhafen befindet sich eine der weltweit wichtigsten Rohstoffbörsen. Dort pokern sich die Spekulanten die Preise für Benzin und Diesel aus, das ist schon wahr. Aber: In Rotterdam hat es keine Erhöhung der österreichischen Mineralölsteuer gegeben!
Wie groß der Spielraum der heimischen Mineralölfirmen zu eigener Preisgestaltung ist, zeigt auch das erstaunliche Preisgefälle bei Euro-Super am 3. Jänner: Auf einer Strecke von gerade einmal 25 Kilometern betrug der Preisunterschied fast neun Cent pro Liter. In Bad Radkersburg tankte ich bei der OMV-Tankstelle um einen Euro und 25,5 Cent pro Liter, um einen halben Cent billiger als im benachbarten Slowenien, dem Ziel meiner Fahrt.
Die Rotterdam-Lüge hat also ausgedient. Jetzt haben wir den Beweis für etwas, was wir ohnehin längst wissen: Mineralölkonzerne sind gewinnorientierte Wirtschaftsunternehmen und agieren auf einem freien Markt. Die Preise werden dort bestimmt durch Angebot und Nachfrage, also nach dem Prinzip "Was geht, das geht!".
Aber wir Konsumenten sind auch nicht ganz machtlos. Wir haben die Instrumente Preisvergleich und Kaufverweigerung in der Hand. Und die Umwelt tät's schon aushalten, würden wir künftig weniger mit dem Auto fahren.




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