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Montag, 27. Dezember 2010

Im Wechselbad der Jahre

Auch neue Jahre werden alt. Ob das eine positive oder eine negative Eigenschaft neuer Jahre ist, entscheidet allein der Betrachter - und wohl auch sein Alter.
Junge Menschen sagen zu Silvester leichter: "Ich bin froh, dass dieses Jahr zu Ende ist. Das neue wird sicher besser!" Ab einem gewissen Alter freut man sich nicht mehr über verflossene Jahre - und seien sie noch so unerfreulich verlaufen.
Ein solches alt gewordenes Jahr liegt nun fast schon zur Gänze hinter uns. Mit Unerfreulichem hat es wahrhaftig nicht gespart.
Jetzt hab' ich's doch verwendet, mein persönliches Un-Wort des Jahres. Kein Wort wurde 2010 häufiger missbräuchlich verwendet als "sparen". Das "Sparpaket", das uns die rot-schwarze Regierungskoalition kurz vor Weihnachten beschert hat und das wir gleich nach Neujahr auspacken dürfen, stellt sogar George Orwell's Wahrheitsministerium in den Schatten. Mit "sparen" ist in Wirklichkeit, den Bürgern "Geld wegnehmen" und "Geld vorenthalten", gemeint. Die vollmundig angekündigte Strukturreform der überbordenden Bürokratie, des bis zum Kirchturmdenken aufgeplusterten Föderalismus, des fast schon unfinanzierbaren Gesundheitswesens, des bodenlosen Pensionsfasses und dergleichen mehr, wo tatsächlich Milliarden (wirklich) eingespart werden könnten, hat sich als leeres Versprechen entpuppt. Doch: Warum sollte auch nur irgendjemand mit mehr Lebenserfahrung als ein Säugling gerade dieser Regierung geglaubt haben, ausgerechnet sie sei in der Lage, in diesem in Verfilzung erstarrten Land die Verwaltung zu reformieren? Daher: Wenn das als Lüge geplant war, so war es ein Versuch mit untauglichen Mitteln.
Wer also in silvesterlicher Feierlaune dem Anbrechen des neuen Jahres entgegenfiebert, sollte sich für 2011 kein Honiglecken erwarten. Der Speiseplan sieht anderes vor: Wir werden die Suppe auslöffeln, die wir uns mit der Wahl dermaßen unfähiger Politiker selber eingebrockt haben.

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